Nach meinem Füllhorn aus Teig (hier geht es zur Anleitung >>) hab ich mich jetzt auch an einer Version aus geflochtenen Weidenzweigen versucht. Der Vorteil besteht vor allem darin, dass es nicht so schnell aufgegessen wird! 🙂
Korbflechten hat mich immer schon fasziniert, aber ich hab mich erst jetzt zum ersten Mal daran versucht. Es ist eine faszinierende Handwerkskunst deren Tradition weit zurück reicht. In Anleitungen stolpert man über viele Fachbegriffe und Techniken mit denen man sich erst einmal vertraut machen muss. Ich werde dazu in nächster Zeit einen Beitrag verfassen, der ein wenig auf die Grundlagen des Korbflechtens eingeht.
Die Materialien die man zum Korbflechten braucht sind eigentlich sehr leicht zu beschaffen und auch nicht teuer. Verwenden kann man dafür unter anderem Peddigrohr (hier erhältlich*), Weidenzweige (hier erhältlich*) oder sogar dünn gerolltes Papier.
Für mein Füllhorn habe ich ungeschälte, einjährige Weidenzweige verwendet. Wenn man eine Weide in der Nähe hat, kann man sich die Zweige selbst schneiden. Ich habe mir ein großes Weidenbündel im Dekobereich eines Gartencenters gekauft.
Vor dem Verarbeiten müssen die Weidenzweige für einige Tage in Wasser eingeweicht werden. Sobald sie einen Biegetest überstehen ohne zu brechen, kann man loslegen!
Anleitung
1. Für den Anfang schneidet man drei dickere Weidenzweige auf gleiche Länge. Sie sollten etwas länger sein als das geplante Füllhorn. Diese Zweige bilden das Stützgerüst für das Füllhorn. Man nennt sie „Staken„.
Jetzt sucht man sich einen möglichst langen, dünnen Weidenzweig und fixiert damit die Staken an einem Ende. Für den Anfang wird der dünne Weidenzweig verknotet und ein paar Mal fest um die Staken gewickelt. Danach beginnt man Runden zu weben. Einfach immer abwechselnd über und unter den Staken im Kreis herum.
2. Wenn man 2 – 3 Runden geschafft hat, fügt man 2 weitere Staken hinzu. Dazu steckt man die neuen Zweige einfach fest neben die alten in den Anfang des Füllhorns. Einfacher geht es, wenn man die Enden vorher mit einer Gartenschere abschrägt.
3. Sobald die neuen Staken fixiert sind, webt man wieder ein paar Runden mit dem Flechtzweig.
4. Auf die gleiche Weise wie zuvor fügt man noch einmal zwei neue Staken hinzu. Diesmal sollte man sie natürlich nicht wieder an der selben Stelle einfügen, sondern sie gleichmäßig aufteilen. Danach webt man ganz normal mit dem Fleichtzweig weiter.
Jetzt hat das Füllhorn insgesamt 7 Staken. Man kann das Füllhorn mit weniger oder mehr Staken machen. Ganz wie man möchte. Wichtig ist dabei nur, dass es immer eine ungerade Zahl an Staken ist. (Darum werden auch immer 2 neue Staken auf einmal eingefügt.)
Einsetzen eines neuen Flechtzweiges:
Wenn man an das Ende seines Flechtzweiges gelangt, kann man ganz einfach mit einem neuen Zweig weiter weben. Dafür überkreuzt man das Ende des alten Zweiges mit dem Anfang des neuen Zweiges hinter einer Stake. Die Enden lässt man vorerst ein wenig überstehen, und schneidet sie nach ein paar Runden mit einer Gartenschere ab.
Um dem Füllhorn seine Trichterform zu geben muss man etwas nachhelfen. Ich habe dafür einen kleinen Blumentopf verwendet und ihn vorsichtig zwischen die Staken gesteckt. Nach und nach biegt man die Staken in die gewünschte Form und webt mit dem Flechtfaden Runde für Runde bis das Horn die gewünschte Länge erreicht hat.
Ich wollte keinen geraden Trichter haben, sondern eine Form die sich leicht nach oben biegt. Um das zu erreichen habe ich etwa ab der Mitte des Horns die Staken auf der Unterseite gerade gelassen und nur noch die Staken auf der Oberseite gebogen.
Das Horn erhält seine Form erst nach und nach. Am besten biegt man die Staken nach jeder Flechtrunde ein wenig in die gewünschte Richtung.
Sobald das Füllhorn die gewünschte Größe erreicht hat, muss man sein Flechtwerk fixieren. Dafür eignet sich die sogenannte „Dreier-Kimme“ Das sieht nicht nur schön aus, sondern hält alle Zweige fest zusammen. Und es ist wirklich nicht schwer!
Für die Dreier-Kimme sucht man sich drei gleich lange Weidenzweige, und legt die dicken Enden hinter drei nebeneinander liegende Staken. Die dünnen Enden der Flechtzweige zeigen nach rechts.
Man beginnt nun mit dem 1. Zweig links außen und legt ihn nach rechts über zwei Staken, dann hinter eine Stake und wieder nach vorne. (Zu sehen auf Bild Nr. 1)
Weiter geht es mit Zweig Nummer 2. Man biegt ihn wieder nach rechts über zwei Staken, hinter die nächste Stake und wieder nach vorne. (Bild Nr. 2)
Das gleiche macht man mit Zweig Nummer 3. Es geht immer nach rechts über zwei Staken, hinter der nächsten Stake durch und dann nach vorne. Diese Schritte wiederholt man jetzt für etwa 2 Reihen (oder bis man das Ende der Flechtzweige erreicht hat.) Das typische Kordelmuster entsteht. (Bild Nr. 3)
Jetzt fehlt eigentlich nur noch der Randabschluss, und das Füllhorn ist fertig. Man kann hier alle möglichen Varianten auswählen. Ich habe für mein Füllhorn einen Zopfrand ausgesucht. Diese Technik ist allerdings nicht gerade einfach, und für die ersten Versuche im Korbflechten nicht besonders zu empfehlen.
Eine einfache Variante eines Randabschluss wäre jede Stake einfach nach rechts über die nebenliegende Stake zu biegen, und das Ende der Stake in das Füllhorn zu stecken. Man kann sich aber auch ein ganz eigenes Muster ausdenken.
Für meinen Zopfrand habe ich 7 geschmeidige, dünne Flechtzweige ausgesucht und sie jeweils fest neben die Staken in das Füllhorn gesteckt. Anschließend habe ich die Staken abgeschnitten und mit dem Flechten begonnen. Auf den drei oberen Bildern sieht man den Anfang des Zopfmusters. Da das Muster aber sehr komplex ist, habe ich dafür eine detailliertere Grafik gemacht um die Technik besser erklären zu können.
Anleitung für einen Zopfrand:
1. Die Staken 1 und 2 werden nach vorne und etwas nach rechts gebogen.
2. Mit der Stake 1 formt man einen leichten Bogen, legt sie über Stake 2 und führt sie zwischen Staken 3 und 4 nach innen.
3. Die Stake 3 wird nach vorne gebogen.
4. Mit der Stake 2 formt man einen leichten Bogen, legt sie über Stake 3 und führt sie zwischen Staken 4 und 5 nach innen.
5. Die Stake 1 wird über Stake 2 zwischen den Staken 4 und 5 nach vorne gebogen.
6. Stake 4 wird nach vorne gebogen. Sie liegt nun parallel zu Stake 1 und bildet mit ihr das erste Paar.
7. Mit der Stake 3 formt man einen leichten Bogen, legt sie über die Staken 1 und 4 und führt sie zwischen Staken 5 und 6 nach innen.
8. Die Stake 2 wird über Stake 3 zwischen den Staken 5 und 6 nach vorne gebogen.
9. Stake 5 wird nach vorne gebogen. Sie liegt nun parallel zu Stake 2 und bildet mit ihr das zweite Paar.
10. Die Staken 1 und 4 (das 1. Paar) werden über 2 und 5 (das 2. Paar) gelegt und zwischen den Staken 6 und 7 nach hinten geführt.
11. Die Stake 2 wird über die Staken 1 und 4 (Paar Nr 1) zwischen Staken 6 und 7 nach vorne gebogen.
12. Stake 6 wird nach vorne gebogen. Sie liegt nun parallel zu Stake 3 und bildet mit ihr das dritte Paar.
Jetzt wird mit den Paaren weitergeflochten als wären es einzelne Staken. Aus den Paaren entstehen Dreiergruppen, von denen man die kürzeste Stake (zuerst Stake 1, dann 2 usw.) im nächsten Schritt nach unten hängen lässt. So liegen beim Zopf am Ende innen jeweils 3 Staken nebenenander und außen 2 Staken. (Zu sehen am Rechten Rand von Grafik Nr. 13)
(Bei meinem Füllhorn habe ich eine leichte Variation des Zopfmusters gewählt und alle Enden vollständig eingeflochten.)
13. Wenn man auf seiner Runde wieder am Anfang des Zopfes angelangt ist, müssen die Enden noch eingeflochten werden. (Wie auf der Grafik zu sehen.) Dabei folgt man mit den Enden einfach dem natürlichen Verlauf des Zopfes und fädelt sie der Reihe nach ein.
Danach werden die überstehenden Enden mit einer Gartenschere abgeschnitten.
Es dauert eine Weile bis man das Zopfmuster beherrscht. Es gibt eine Faustregel, dass jeder Korbflechter einen Randabschluss etwa 6 Mal machen muss bis er ihn meistert. Ich bin davon noch weit entfernt und habe bei meinem Abschluss etwas getrickst. Trotzdem bin ich mit meinem Ergebnis sehr zufrieden! 🙂 (Wer schaut auch so genau ob jetzt wirklich alles richtig ist?!)
Das Füllhorn aus geflochtenen Weidenzweigen ist eine wunderschöne Herbstdeko die man besonders mit Zierkürbissen, getrocknetem Getreide, Nüssen und Blättern effektiv ergänzen kann. Wie man bunte Herbstblätter ganz einfach haltbar machen kann, habe ich ihn diesem Beitrag beschrieben.
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Super, Super, Super…ich kann das nicht…