Nach den einfachen Futterspendern von letzten Mal (siehe hier >>), habe ich auch noch ein Vogelhaus aus Weidenzweigen geflochten.
Für das Vogelhaus braucht man wieder lange, dünne Weidenzweige (hier erhältlich*) die man vor dem Verarbeiten für einige Tage in Wasser einweicht. Alternativ zu Weidenzweigen, kann man auch Peddigrohr (hier erhältlich*) verwenden.
Beim Weiden Flechten verwendet man immer zwei verschiedene Arten von Zweigen.
Die einen bilden das Gerüst vom Korb (oder in diesem Fall vom Vogelhaus). Sie sind etwas dicker und möglichst gerade. Man nennt sie „Staken„.
Die anderen Zweige nimmt man zum Flechten. Sie sind dünn, biegsam und immer dünner als die Staken die gerade verwendet werden. Man nennt sie „Flechtzweige„.
So geht’s:
1. Für den Boden des Vogelhauses wählt man 6 „Staken“. Sie sollten etwa 20 cm lang sein und so dick sein wie ein kleiner Finger.
2. Mit einem scharfen Messer macht man einen kurzen Spalt in die Mitte von 3 der Staken.
3. Die Staken ohne Spalt steckt man nun durch die gespaltenen Staken. Es entsteht ein Kreuz.
4. Nun sucht man sich 2 möglichst lange, dünne Flechtzweige. Diese steckt man mit dem dünnen Ende voran in den Spalt neben die Staken.
5. Jetzt beginnt man gegen den Uhrzeigersinn zu weben, mit einer Technik die sich „Fitzen“ nennt. Dafür führt man eine Flechtweide ÜBER und die andere Unter den 3 Staken durch. Danach werden die Flechtweiden einmal VERDREHT.
6. Die beiden Flechtweiden haben nun ihre Plätze getauscht. Wieder führt man einen Zweig über und den anderen unter den nächsten 3 Staken durch. Danach werden die Flechtweiden wieder verdreht. Auf diese Weise macht man etwa 2 Runden und der Anfang ist fertig.
7. Jetzt beginnt man damit die einzelnen Staken aufzuteilen. Dafür biegt man die äußeren Staken einer Dreier-Gruppe um etwa 30° nach links und rechts. Die Flechtweiden werden nun nach jeder einzelnen Stake miteinander verdreht.
8. Die Staken werden in gleichen Abständen strahlenförmig aufgeteilt. Beim Fitzen sollte man darauf achten die Flechtweiden möglichst fest zu ziehen damit keine unschönen Abstände entstehen. Auf diese Weise webt man nun so lange gegen den Uhrzeigersinn bis der Boden groß genug ist. Für mein Vogelhaus habe ich etwa 16 cm Durchmesser gewählt.
Neue Flechtweide einsetzen
Sobald man an das Ende einer Flechtweide gelangt, muss man einen neuen Weidenzweig einfädeln. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Am einfachsten ist es die neue Flechtweide (im Bild mit B beschriftet) neben die alte Flechtweide (A) in die letzte Drehung zu stecken. Danach webt man mit dem neuen Zweig weiter und schneidet den Rest des alten Zweiges ab.
Beim Einsetzen von neuen Flechtweiden sollte man zwei Dinge beachten:
1. Nie beide Flechtweiden gleichzeitig austauschen. Ansonsten entsteht an dieser Stelle später ein Schwachpunkt. Wenn beide Flechtweiden an der gleichen Stelle enden, sollte man eine schon ein Stückchen vorher abschneiden.
2. Wenn eine Flechtweide mit dem dicken Ende aufhört, sollte man bei der neuen Flechtweide mit dem dicken Ende beginnen. (Auf das dicke Ende kommt also immer ein dicker Anfang, und umgekehrt auf das dünne Ende ein dünner Anfang.)
Wenn der Boden breit genug ist, macht man mit einer Technik weiter die sich „Aufstaken“ nennt. Für die Seitenwände sucht man sich 12 neue, möglichst lange Staken. Diese schrägt man an ihrem dicken Ende mit einer Gartenschere etwas ab.
Jetzt steckt man die neuen Staken jeweils neben die alten Staken in den gewebten Boden. Man sollte darauf achten sie möglichst tief hinein zu stecken, damit sie auch richtig fest sitzen. Sollten die Zwischenräume zu eng sein, kann man sie mit einer Aale leicht auflockern.
Sobald die neuen Staken im Boden befestigt sind, werden die alten Staken am Rand abgeschnitten.
Die neuen Staken werden nun einfach nach oben gebogen und mit einem Stück Garn oder Draht vorläufig zusammen gebunden.
Die Seitenwände des Vogelhauses beginnt man mit einer „Dreier-Kimme„.
1. Dafür sucht man sich drei gleich lange Flechtweiden und steckt sie jeweils links neben 3 nebeneinander liegende Staken in den Boden.
2. Man beginnt mit der Flechtweide ganz links. Die Flechtweide legt man nun nach rechts über zwei Staken, dann unter eine Stake und wieder nach vorne.
3. Weiter geht es mit Flechtweide Nummer 2. Wieder legt man sie nach rechts über zwei Staken, unter eine Stake und wieder nach vorne.
4. Das gleiche macht man auch mit der Flechtweide Nummer 3. Danach beginnt man wieder von vorne. Es sind immer die gleichen Schritte. Man beginnt mit der Flechtweide die ganz links liegt, legt sie nach rechts über zwei Staken, unter eine Stake und wieder nach vorne. Diese Schritte wiederholt man solange bis man das Ende der Flechtweiden erreicht.
So sieht es die Wand nach zwei Runden mit der Dreier-Kimme aus.
Für die restliche Wand beginnt man wieder mit dem „Kimmen“ wie schon zuvor beim Boden. Dafür sucht man sich wieder zwei dünne, lange Flechtweiden und steckt sie neben einer Stake in die Seitenwand. Danach führt man die Flechtweiden wieder innen und außen an den Staken vorbei und verdreht sie. Das macht man jetzt ein paar Reihen lang bis die Wand einige Zentimeter hoch ist.
1. Für die Türöffnung im Vogelhaus biegt man einen Weidenzweig zu einer Schlaufe und fixiert sie mit einem möglichst dünnen Weidenzweig.
2. Den Türrahmen platziert man nun zwischen zwei Staken, die man dafür leicht auseinander biegt.
3. Mit einem möglichst dünnen Weidenzweig wird der Türrahmen am Vogelhaus fixiert. Dafür wickelt man den dünnen Zweig eng um den Rahmen und fädelt ihn immer wieder durch die Seitenwand des Vogelhauses.
4. Das macht man so lange bis der Rahmen an der Unterseite ausreichend an der Seitenwand fixiert ist.
Wenn der Türrahmen an der Unterseite fixiert ist, fügt man zwei neue Flechtweiden ein und beginnt wieder mit dem Fitzen.
Sobald man nach einer Runde wieder beim Türrahmen ankommt, fädelt man die Flechtweiden einfach durch, wendet und webt in die andere Richtung weiter.
So webt man nun Runde für Runde, bis der ganze Türrahmen komplett eingewebt ist.
Jetzt kann man den Türrahmen nochmals mit einem besonders dünnen Weidenzweig umwickeln.
Das Vogelhaus sollte nach oben hin schmäler werden. Daher muss man darauf achten, die Staken möglichst eng zusammen zu fassen und die Flechtweiden besonders fest zu weben.
Bald kommt man an den Punkt wo zwischen den einzelnen Staken kaum mehr Platz ist. Jetzt sollte man die Staken in Zweier-Gruppen zusammen fassen.
Wenn die Staken so eng aneinander liegen, dass zwischen ihnen kein Platz mehr ist um zu Weben, werden sie mit einigen dünnen Weidenzweigen fest zusammen gebunden.
Die Staken können mit einer Gartenschere noch ein wenig gekürzt werden. Das rustikale Vogelhäuschen ist erst einmal fertig und kann im Garten montiert werden. 🙂
Wer möchte, der kann seinem Vogelhaus noch einen „Landungssteg“ hinzufügen.
1. Für den Ramen des Stegs biegt man einen Weidenzweig zu einer Schlaufe, und fädelt sie von innen nach außen unterhalb der Türöffnung in das Vogelhaus.
2. Mit einer dünnen Flechtweide webt man hin und her um den Boden des Stegs auszufüllen.
3. Sobald man an das Ende einer Flechtweide gelangt, steckt man sie einfach nach innen in den Steg. Auch den Anfang einer neuen Flechtweide kann man auf diese Art fixieren.
4. Nach einer Weile kann man eine Seite des Rahmens kürzen und die andere Seite zur Schlaufe biegen und nach innen einstecken. Anschließend webt man den restlichen Steg ganz normal mit dünnen Flechtweiden aus.
Und so sieht dann das fertige Vogelhaus aus! Ich habe es innen mit ein wenig Holzwolle ausgepolstert und in einem Baum aufgehängt. Natürlich an einer Stelle wo die Katze nicht hin kommt. 🙂
*Dieser Beitrag enthält Affiliate Links. Was das genau ist kannst du in der Offenlegung nachlesen. Link >>
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